Maël Duwan
#Unternehmertum

Let's Talk about Ownership

31. Oktober 2025

Gestern war ich bei einem Treffen, bei dem nur Personen anwesend waren, die sich mit Firmenführung usw. auskennen. Es war sehr spannend, denn das Grundthema war, wie man eine Firma als Steward-Owner organisiert, welche rechtlichen Aspekte wichtig sind, welche Risiken es beinhaltet und welche möglichen Auswirkungen es auf das Team und die Firma haben kann.

Eine Organisationsform der Steward-Ownership ist, dass ein Verein der alleinige Eigentümer der GmbH ist. Die Mitglieder dieses Vereins, die sogenannten Stewards, kümmern sich um unternehmerische Entscheidungen. Beispielsweise entscheiden sie, ob neues Equipment angeschafft wird, ob eine neue Kaffeemaschine im Büro benötigt wird oder ob neue Personen eingestellt werden. Wenn es schlecht läuft und gespart werden muss, entscheidet dieses Gremium, wo gespart und vielleicht auch Personal entlassen wird. Genau um diese Themen ging es, und natürlich noch um viel mehr. Für mich waren jedoch zwei bis drei Überlegungen am aufschlussreichsten und spannendsten.

  1. Wenn die Firma nach dem Prinzip der Steward-Ownership organisiert ist, haben nur die Personen Entscheidungsmacht, die auch tatsächlich mit der Firma verbunden sind und meist dort angestellt sind.

  2. Man kann sich nicht einfach Geld ausbezahlen, sondern es muss für den gemeinsam definierten Zweck eingesetzt werden.

  3. Dadurch, dass die Firma mit Steward-Ownership organisiert ist und die meisten Angestellten als Stewards tätig sind, werden Unternehmertum und Entscheidungen plötzlich völlig anders gelebt. Es heisst nicht mehr: „Ach, ich arbeite hier nur, also müsst ihr (meist die Gründer und Investoren) entscheiden”, sondern man kann aktiv mitgestalten und ist dadurch auch mitverantwortlich, ob die Firma gut oder schlecht läuft. Gerade der erste und dritte Punkt, hilft sicher dabei die Arbeitsmoral hoch zu halten und kombiniert mit dem zweiten, stärkt man sicher auch das Vertrauen untereinander im Team, denn wenn sich alle mehr einbringen, haben alle etwas davon und nicht nur ein kleiner teil, welcher alle Anteile der Firma besitzt. Doch was bedeutet das für mich und was habe ich überhaupt mit diesem Thema zu tun?

Ich als Steward von YOLU

Ich bin in meiner Lehre als Mediamatiker bei YOLU und dort seit 2,5 Jahren dabei – seit kurzer Zeit auch als Steward im Vereinsvorstand. Joscha (mein Lehrlingspartner) und ich wurden seit Beginn teilweise in unternehmerische Entscheide einbezogen und mit der Zeit immer mehr, bis wir nun als Stewards im Verein sind und damit auch völlig stimmberechtigt, genau gleich wie unsere Arbeitgeber. Das hat natürlich zur Folge, dass wir mehr Verantwortung tragen und damit auch mehr vom Unternehmensrisiko übernehmen

Ich freue mich sehr über das Vertrauen, das mir mit diesen Entscheidungen entgegengebracht wird. Auch bei mir zu Hause wird viel über Themen wie Teamleitung oder Firmenführung gesprochen, da meine Mutter (Paula Duwan) bei Mirroco immer wieder mit diesen Fragen konfrontiert ist und am Mittag- oder Abendtisch davon erzählt. Es ist jedoch noch einmal etwas anderes, wenn es plötzlich um Investitionen in neue Laptops oder um neue Einstellungen geht und du selbst mitentscheidest, statt nur zuzuhören. Denn wir müssen Arbeit für die Personen schaffen, die wir einstellen. Dazu kommen Fragen wie: Können wir die Ausbildungskosten decken? Wie stellen wir sicher, dass wir in dieser Zeit genug erwirtschaften, damit wir nicht vor einem leeren Konto stehen und nicht mehr wissen, wie wir die Löhne etc. zahlen sollen? Und so weiter. Da diese Fragen teils so schwer zu beantworten sind, ist meiner Meinung nach das Umgehen mit Teammitgliedern, Geldern usw. eine der wichtigsten Kompetenzen, die du haben kannst, da du dadurch in grösseren Zusammenhängen denkst. Dies hilft dir als Person und deiner Firma viel mehr als alles andere. Dazu kommt, dass, wenn du genau diese Kompetenz schon früh ausbildest, Personen viel schneller und kompetenter werden, denn sie haben viel mehr Zeit, um zu lernen. Am Anfang arbeiten sie für ihren Lohn, diesen abdecken ist auch mit Lernzeit möglich, da dieser noch nicht sehr hoch ist. Gleichzeitig wächst man dadurch sehr gut hinein, da mit der Zeit die Lohnkosten höher werden, während auch der produktive Teil der Zeit zunimmt.

Was ich auch sehr gut finde, ist, dass das Geld an einen Zweck gekoppelt ist und nicht frei verfügbar ist. Dadurch fliesen die Gewinne in die Firma und deren Zweck und nicht bei einer Gewinnausschüttung zu Investoren und Gründern, die nach 25 Jahren teils nicht mehr wirklich mit dem Unternehmen verbunden sind, sondern nur noch die Gründer, die das Ganze einst ins Leben gerufen haben. Wenn man die Gründer jedoch für ihre Pionierarbeit belohnen möchte, kann man dies natürlich auch tun. Zum Beispiel, indem man einen Pionierbonus definiert, der über Jahre, in denen es Gewinn gibt, ausgezahlt wird.

All dies und noch viel mehr wurde gestern Abend besprochen. Ich fand es sehr spannend und habe deshalb mit diesem Blog versucht, einen kleinen Einblick in den Abend zu geben.